Presseberichte
Drogensucht: Schlosser wurde zum Bankräuber
Vier Überfälle auf Sparkassen - Prozeßauftakt
Süchtig nach Herion und Kokain, dazu Schulden von 45000 Mark - Heiko T. sah nur einen Ausweg: Er wurde zum Bankräuber. Bei vier Überfällen erbeutete der 31jährige, verteidigt durch den Marler Rechtsanwalt Andreas Lechtenböhmer, mehr als 70000 Mark. Seit gestern steht T. vor Gericht.
Der Gelsenkirchener Betriebsschlosser zeigte vor dem Essener Landgericht Reue: "Die Drogen haben mein Leben kaputtgemacht. Erst im Gefängnis habe ich einen klaren Kopf bekommen. Es tut mit leid was passiert ist." T., der seit April `98 hitter Gittern sitzt, bestreitet keine der Taten. Sondern erzählt bereitwillig über seine Drogensucht, die nach jedem Überfall stärker wurde, und von einem gescheitereten Entzugsversuch. Bis Februar ´98 verdiente T. 3000 Mark netto als Betriebsschlosser - zu wenig, um seine Sucht zu finanzieren: "Ab 1983 habe ich Haschisch geraucht. Aber heroinsüchtig wurde ich erst Ende ´94." Ein Drogenhändler hatte ihm angeboten, es doch mal mit Heroin statt mit Haschisch zu probieren. "Erst hatte ich es unter Kontrolle", erzählt T., "aber später kam ich nicht mehr klar damit."
"Das Wasser stand mir bis zum Hals"
Dazu kam das regelmäßige Rauchen von Kokain, zu dem ihn Bekannte animiert hatten. So kam T. am 13. Juni´97 auf die "dumme Idee", die Sparkassen-Filiale an der Cranger Straße zu überfallen. "Ich war selbst Kunde dort und wußte, daß es nie sehr voll ist", berichtet T. "Mir stand das Wasser doch bis zum Hals." Er habe seine Gaspistole eingepackt und sei in die Stadt gefahren. Zwei Stunden sei er zögerlich umhergelaufen, dann habe er zugeschlagen. 34466 Mark erbeutete T. Das war genug für ein Dreivierteljahr auf Droge. Noch zwei weitere Male überfiel er dieselbe Filiale: "Ich dachte, was einmal klappt funktioniert auch noch mal." Doch schon beim dritten Raub packten die Bankangestellten eine rote Farb-Bombe zum Geld. Die wurde ihm nach der vierten Tat, einem Überfall auf die Filiale am Stegemannsweg, zum Verhängnis. Denn einen Tag danach, am 23 April ´98, bezahlte er an einem Kiosk mit farbverschmierten Geld. Der Besitzer wurde stutzig und rief die Polizei. T.: "Als mich die Beamten faßten, war ich froh, daß es vorüber war." - Der Prozeß wird fortgesetzt.
(Quelle: WAZ)