Presseberichte
Gericht gleicht einer Festung
Anklage: Bande überfiel Schmuggler
Bei ihren Beutezügen waren sie bis an die Zähne bewaffnet. Zur Ausrüstung gehörten u.a. drei Maschinenpistolen, halbautomatische Selbstladepistolen und 1,2 Kilogramm Sprengstoff.
Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen begann gestern vor dem Essener Landesgericht der Prozess gegen zehn Männer, die jahrelang Jagd auf rivalisierende Zigaretten-Schmuggler gemacht haben sollen. Laut Anklage haben die sechs Deutschen und vier Polen (24 bis 41 Jahre alt) zwischen 1996 und 2000 mehrere illegale Zigaretten-Transporte und Lager überfallen. Staatsanwalt Holz hat insgesamt 17 Tatkomplexe aufgelistet.
Einer der zehn Angeklagten ist der Marler Thomas T.(27), vertreten durch den Marler Rechtsanwalt Andreas Lechtenböhmer. Der gebürtig aus Polen stammende arbeitslose Chemikant soll an acht Überfällen beteiligt gewesen sein. Thomas T. sitzt seit dem 17. November 2000 in Untersuchungshaft.
Wer gestern das Landgericht Essen betreten wollte, musste sich erstmal einer gewissenhaften Leibesvisitation unterziehen. Das Gerichtsgebäude glich einer Festung. Im Hof standen gepanzerte Limousinen einer Sondereinheit, mit denen die alle in unterschiedlichen Gefängnissen einsitzenden Angeklagten - von bewaffneten Sicherheitskräften begleitet - zum Prozess und wieder zurück in die Haftanstalt gefahren wurden. Streng bewacht war auch der Gerichtssaal, in dem die VII. Essener Strafkammer unter Vorsitz von Richter Rudolf Fink bis zum Oktober Licht in eine Raubserie bringen will, wie man sie ansonsten nur aus dem Kino kennt. Verhandelt wurde bei künstlichem Licht. Sämtliche Fenster im Saal blieben verdunkelt.
Ausgeraubt wurden konkurrierende Schmugglerbanden und deren illegale Lager. die dabei erbeuteten unversteuerten Zigaretten wurden ebenso auf eigene Rechnung weiterverkauft wie das Kokain, das die brutal zu Werke gehende Bande in Amsterdam vier kolumbianischen Drogenhändlern abnahm.
(Quelle: Marler Zeitung)